Auch wenn das Leid beim Verlust eines geliebten Tieres gesellschaftlich oft nicht so angenommen ist, wie bei Menschen, sollte man seine Trauer auf keinen Fall unterdrücken.
Wenn ein geliebtes Tier stirbt, gibt es nur einen Tipp – man sollte der Trauer freien Lauf lassen. Niemand sollte sich schämen (müssen), wenn er um ein Tier trauert. „Wenn Sie weinen wollen, dann weinen Sie", rät Claudia Pilatus in ihrem Buch „Es ist doch nur ein Hund …. Trauern um Tiere“. Trauer um ein Tier kann viel intensiver und tiefer sein als um nahestehende Menschen. Die Tiefe der Trauer hängt vom Grad der Nähe ab. Wenn man zu einem Verwandten wenig Kontakt hatte, berührt einen sein Tod weniger als bei einem Haustier, das immer bei einem war, in guten wie in schlechten Zeiten.
Die Trauer um ein Tier wird dadurch erschwert, dass dieses Leid gesellschaftlich teilweise nicht ernst genommen wird. Dadurch leidet man doppelt – durch das verlorene Tier und weil man seinem Leid nicht öffentlich Ausdruck verleihen darf. Die Trauer ist schwierig, wenn man den Eindruck hat, kein Recht darauf haben zu dürfen. Zum einen ist in unserer schnelllebigen Zeit wenig Platz für Trauernde, und zum andern ist es ja „nur ein Tier“. Für viele Menschen ist es völlig unverständlich, dass jemand durch den Tod eines Tieres komplett aus den Bahnen geworfen werden kann, dass dadurch sogar der Lebenssinn verloren gehen kann. Ein bisschen traurig sein, ja, aber verzweifeln, nein. „Das kann nicht sein – weil es nicht sein darf“ sagt Eva Dempewolf in ihrem Buch „Abschied Nehmen – Trauer um ein geliebtes Tier“.
Wie erwähnt gehen alle Menschen unterschiedlich mit dem Tod eines Tieres um. Dazu kommen weitere Faktoren wie das Alter des Tieres, ob es schwer krank war, ein akutes Problem zum Tod geführt hat (Unfall, Anästhesiezwischenfall, etc.) oder die Entscheidung für eine Euthanasie getroffen werden musste. Noch schwieriger zu verarbeiten wird die Trauer, wenn das Tier vermisst ist und man nicht weiß ob es noch lebt oder je wieder kommt. Angst, Hoffnung und Schuld sind nur einige Gefühle, die dann durchlaufen werden. In der Verzweiflung klammert man sich daran, dass hoffentlich in Kürze alles wieder gut wird.
Sowohl bei schwerkranken Tieren und kurz vor deren Tod als auch bei der Entscheidung über eine Euthanasie kommen, neben der vorauseilenden Trauer, die Frage und die Angst davor hinzu, wie es danach sein wird, wenn das geliebte Tier nicht mehr da ist. Es kann also auch hier eine Art doppelte Trauer vorhanden sein.
Tiere leben – ganz im Gegensatz zum Menschen – in der Gegenwart. Vergangenheit und Zukunft sind bei Tieren nicht als Konzept wie bei uns vorhanden. Somit machen sich Tiere auch keine Gedanken über den Tod. Sie wollen zum jetzigen Zeitpunkt möglichst beschwerde- und v.a. schmerzfrei leben. Es ist für jeden Menschen sehr schwierig, Entscheidungen für das geliebte Tier zu treffen, wie es weitergehen soll und noch schwieriger, zu entscheiden, ob und wann gegebenenfalls eine Euthanasie erfolgen sollte.
Wann ist der „richtige“ Moment? Diese Entscheidung hängt von sehr vielen Umständen ab: Welche Heilungschancen bestehen? Wie sieht ein Leben danach aus? Wie alt ist das Tier? Erschwerend kommt die eigene finanzielle Möglichkeit hinzu. Es ist wichtig, alle Aspekte mit der Tierärzt*in, aber auch mit Freunden und Bekannten zu besprechen. Wenn man sich sehr unsicher ist, was die richtige Entscheidung sein kann und die Zeit es zulässt, kann es helfen, sich eine zweite Meinung durch eine Spezialist*in auf dem Gebiet der jeweiligen Erkrankung einzuholen. Nichtsdestotrotz muss am Ende jede Tierhalter*in für sein Tier selber entscheiden. Die Lebensqualität spielt die entscheidende Rolle. Man sollte, so schwer das in der aktuellen Lage ist, das Tierwohl immer an die erste Stelle setzen und die eigenen Bedürfnisse (allein sein, Tierverlust, etc.) hintenanstellen.
Der Umgang mit der Trauer über den Verlust eines geliebten Tieres ist so verschieden wie wir Menschen es sind. Zudem hängt es davon ab, in welcher Trauerphase oder in welchen Trauerphasen man sich befindet und, wie schon geschrieben, auch von den Umständen des Todes. Somit ist es nicht möglich, ein Einheitsrezept für alle und jeden zu finden, wie sich Trauer verhält. In der ersten Phase, dem Schock, in der die innere Orientierung zusammengebrochen ist, versucht man einfach zu existieren, die nächsten Stunden oder Tage zu überstehen. Bei sehr starker Trauer will man unter Umständen in dem Moment selber nicht mehr leben. Es kann helfen, sich zu überlegen, was einem wichtig ist, wofür es sich lohnt zu leben und nach und nach zu akzeptieren, dass es kein Zurück gibt. In der zweiten Phase der überwältigenden Emotionen können Tätigkeiten, wie zuvor beschrieben (Tagebuch, körperliche Aktivität, darüber sprechen), unterstützen. Bei der Suche nach professioneller Hilfestellung durch eine Trauerbegleiter*in oder eine Therapeut*in ist es ratsam, abzuklären, inwieweit dieser bereit ist, bei der Trauerbewältigung nach dem Tod eines Tieres zu helfen, um in sicherer Umgebung ernst genommene zu werden und Hilfe zu bekommen.