Dr. Miriam Scheich (Hofheim)

Statement Dr. Miriam Scheich zum Verkauf an IVC Evidensia


Klinikleitung Tierklinik Hofheim 

FTÄ für Chirurgie der Klein- und Heimtiere

Diplomate ECVS (Chirurgie)

Eine Beschäftigung in einer „Klinikkette“ war für mich viele Jahre nicht denkbar!

Als ich die Universität nach dem Studium verließ, gab es keine Konzerne in der Tiermedizin und als praktische Tierärztin war das selbständige Arbeiten oder die Anstellung als Assistentin in einer Praxis oder kleineren Klinik die Norm. Im Laufe der folgenden Jahre machte die Tiermedizin fachliche Quantensprünge und es entstanden größere Kliniken und Zentren, um mit dieser Entwicklung Schritt zu halten. Dadurch tauchten erste finanzielle Probleme bei der Übernahme von Kliniken und Praxen durch jüngere Kollegen auf und größere Investorengruppen begannen, ähnlich wie in der Humanmedizin, Einzug zu halten. Ich sah zu diesem Zeitpunkt die Entwicklung des tiermedizinischen Marktes in Hinblick auf die Beteiligung von Investoren sehr kritisch, da ich das Ziel der Geldvermehrung im großen Stil (was ich mit Investoren verbinde) und die medizinische Versorgung von Patienten nicht miteinander in Einklang bringen konnte.

Nach dem Abschluss meiner Aus- und Weiterbildung bewarb ich mich als Chirurgin in der Tierklinik Hofheim und fühlte mich vom ersten Tag an hier sehr wohl. Ich hatte meine „berufliche Familie“ gefunden. Wie selbstverständlich zeichnete sich in den nächsten Jahren ab, dass ich in dieser Klinik „alt werden“, aber auch mehr Verantwortung übernehmen und Engagement in der Klinikleitung zeigen wollte.

Nur war es selbstverständlich, dass die Funktion einer KlinikleiterIn mit einer Teilhaberschaft einhergeht, was eine nicht unerhebliche persönliche finanzielle Investition erfordert, die über das Einkommen refinanziert werden muss. Dies führte in meinem Fall zu zwei Problemen: Zum einen hatte sich die Tierklinik Hofheim zu einer Größe entwickelt, in der eine Übernahme von Anteilen für Privatpersonen kaum zu realisieren war. Zum anderen gab es die Idee: „Ich möchte in die Klinikleitung!“ Aber zu diesem Zeitpunkt war meine Familienplanung nicht abgeschlossen und damit eine größere Investitionssumme mit einer ggf. notwendigen Arbeitszeitreduktion nicht zu finanzieren. Ich stand vor dem Dilemma Karriere und Familie unter einen Hut bekommen zu wollen, was vielen Frauen bekannt sein wird. Daher wurde diese berufliche Veränderung vorerst verschoben.

Als nun 2021 das Thema „Klinikleitung“ erneut in meinen Fokus trat, stellte sich in Gesprächen heraus, dass eine finanzielle Beteiligung nicht länger in Frage kam, da ein Verkauf der Klinik in Erwägung gezogen wurde. Ein Verkauf der Tierklinik Hofheim war für mich immer völlig abwegig erschienen, da es anders als in anderen Kliniken, die ich kenne, immer genug Nachwuchs gab, der in die Fußstapfen der vorherigen Generation treten wollte.

Im Lauf von Gesprächen wurde mir aber klar, dass es keine Alternative gab, um das Wachstum der Klinik zu fördern und den Betrieb zukunftssicher auszurichten, auch und gerade, weil die ersten Klinikleiter ihren Ruhestand planten. Es musste also ein Partner gefunden werden, der sich der Besonderheit unserer Klinik in Größe und Teamzusammensetzung bewusst ist und der auch die Marke „Tierklink Hofheim“ erhalten und ausbauen möchte. Des Weiteren würde sich die Klinik in den nächsten Jahrzehnten neuen Herausforderungen stellen müssen, die in einem Verbund hoffentlich besser zu bewältigen sind, denn die tiermedizinische Welt hat sich geändert. Der Beruf wird von Frauen dominiert und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf spielt eine zunehmend große Rolle. Die früher übliche hohe Arbeitsbelastung bei sehr niedriger Bezahlung gehört der Vergangenheit an. Viele KollegInnen streben ein gut bezahltes und flexibles Angestelltenverhältnis an, anstatt sich mit einer Selbstständigkeit langfristig zu binden und hohe Kredite finanzieren zu müssen. Die medizinische Entwicklung nimmt stetig zu und damit auch die notwendigen Investitionen in Ausstattung und Fachkräfte, was aufgrund des Fachkräftemangels eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Ein starker Partner musste nun folglich die Insellösung Tierklink Hofheim ersetzen, um die Zukunft sicher gestalten zu können.

Der Entscheidung, die Klinik zu veräußern, folgten intensive Monate mit oft emotionalen Diskussionen und konstruktiven Gesprächen, sowohl untereinander als auch mit möglichen Investoren. Die Wahl des richtigen Partners für die Zukunft wog schwer und bescherte einige schlaflose Nächte. Schlussendlich konnten wir uns jedoch einstimmig auf eine Partnerschaft mit IVC Evidensia einigen. Denn schon in den ersten Treffen zeigte sich eine Sympathie zwischen den Vertretern von Evidensia und uns Klinikleitern und wir sahen mit dieser Gruppe viele Übereinstimmungen in Hinblick auf unsere Vorstellungen und Klinikgrundsätze. IVC Evidensia offenbarte eine große Wertschätzung für unser gesamtes Klinikteam und für die Marke „Tierklinik Hofheim“, die wir unbedingt erhalten wollten.

Nachdem nun endlich das Kartellamt zugestimmt hat, steht fest, die Tierklinik Hofheim wird ein Teil von IVC Evidensia und die Familie vergrößert sich. Aber was können wir von der neuen, großen Familie erwarten?

Ich sehe in der Zusammenarbeit mit IVC Evidensia eine Chance, die Belange der ArbeitnehmerInnen zu stärken und die Arbeitsbedingungen in der Tiermedizin weiter zu verbessern. Durch einen Zusammenschluss mit einer größeren Gruppe werden bessere Fortbildungsmöglichkeiten geschaffen und gemeinsame Ausbildungsprogramme können ohne Konkurrenzgedanken auf die Beine gestellt werden.

Darüber hinaus ermöglicht die „neue“ Tierklink Hofheim in Führungspositionen aufzusteigen, ohne dem finanziellen Druck einer Selbstständigkeit ausgesetzt zu sein und gerade für Kolleginnen entstehen neue Optionen, Familie und Beruf trotz Führungsanspruch besser zu vereinbaren.

Ich möchte unseren MitarbeiterInnen auch in Zukunft einen sicheren, fair bezahlten Arbeitsplatz in einem familiären Umfeld garantieren und bin mir sicher bei IVC Evidensia die nötige Unterstützung dafür zu erfahren.

Zudem soll die Tierklinik Hofheim nicht nur ihr exzellentes tiermedizinisches Niveau aufrechterhalten, sondern sich trotz des schwierigen Arbeitsmarktes weiterentwickeln, um unseren tierischen Patienten und deren Besitzern die bestmögliche Behandlung zu gewährleisten.

Die wirtschaftliche und politische Situation ist in den letzten Monaten unsicherer geworden, durch den Zusammenschluss mit einer größeren Gruppe können wir auch diesen Entwicklungen gelassener entgegensehen. Ich freue mich auf die neue Familie und mit ihr gemeinsam die Zukunft zu gestalten.