Update: Information für Tierbesitzerinnen und Tierbesitzer zum neuen Coronavirus

Montag, 1. Februar 2021

Das SARS-CoV-2 ist ein Betacoronavirus der Familie Coronaviridae und verursacht beim Menschen die Erkrankung COVID-19. Es gibt viele Coronaviren, die u.a. anderem Säugetiere, Vögel und Fische infizieren können. Die bereits bekannten Coronavirusinfektionen bei Hund und Katze werden von Alphacoronaviren verursacht. Diese führen z.T. zu milden Symptomen des Magendarms; bei der Katze wird die felinen infektiösen Peritonitis (FIP) durch so ein Coronavirus ausgelöst. Diese Viren unterscheiden sich vom neuen Coronavirus SARS-CoV-2 stark. Derzeit wird davon ausgegangen, dass SARS-CoV-2 von Fledermäusen auf den Menschen übertragen wurde.

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Update vom 15. November 2021:

Zu Corona und Tieren hat sich nicht viel geändert. Grosskatzen in Zoos sind weiterhin gefährdet und einige Tiere, vor kurzen auch drei Schneeleoparden, eine vom Aussterben bedrohte Tierart, sind im Zoo Nebraska, USA an COVID gestorben.

Eine neue Studie ist kürzlich im JAVMA zu COVID und Haustieren veröffentlicht worden: „Determining the role of natural SARS-CoV-2 infection in the death of domestic pets: 10 cases (2020–2021)“. Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass Corona-positive Tiere nicht aufgrund COVID starben, sondern dass die Corona-Infektion meist ein „unbeteiligter Dritter“ (innocent bystander) war mit einer anderen Ursache für das Versterben. Andererseits hat eine im Veterinary Record veröffentliche Studie mit dem Titel „Infection with SARS-CoV-2 variant B.1.1.7 detected in a group of dogs and cats with suspected myocarditis” eine Gruppe von Tieren vorgestellt, die entweder PCR oder Antikörper positiv waren und Hinweise auf eine Myokarditis hatten, eine seltene Herzerkrankung bei Hunden und Katzen. Inwieweit SARS-CoV-2 für die Herzproblematik verantwortlich war konnte nicht gezeigt werden, aber es war auffällig, dass in kurzer Zeit mehrere Tiere mit Myokarditis diagnostiziert wurden und alle Kontakt mit SARS-CoV-2 hatten. Eine Vor-Veröffentlichung zu Corona bei Weisswedelhirschen mit dem Titel „Multiple spillovers and onward transmission of SARS-CoV-2 in free-living and captive white-tailed deer“ fand, dass 33% der 283 untersuchten Tiere im Rachentupfer PCR positiv waren. Es handelt sich hier bei der Hälfte um wilde Hirsche in den USA – und somit muss natürlich davon ausgegangen werden, dass es zur Transmission von Tier zu Tier kommt. Somit besteht die Gefahr, dass in Weisswedelhirschen in USA ein SARS-CoV-2 Reservoir entsteht mit potentieller Mutation und Transmission zurück in den Menschen oder andere Tierarten. Unerwartet und interessant ist schlussendlich ein Bericht aus dem Aust Vet J  zu „Pet ownership and mental health during COVID-19 lockdown“. Ein Vergleich zwischen Tierbesitzern (n=138) und Leuten ohne Haustiere (n=125) bezüglich ihrer seelischen Gesundheit während des Lockdowns hat gezeigt, dass Tierbesitzer weniger gut damit klar gekommen sind und eine schlechtere Lebensqualität hatten. Dies wird darauf zurückgeführt, dass Tiere in stressigen Situationen den Besitzern eine zusätzliche Last sind.
 

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Update vom 15. September 2021

SARS-CoV-2 in der Tiermedizin bleibt zum Glück ein Randphänomen. Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Berichte, dass sich eine neue Spezies angesteckt hat. Im letzten Newsletter habe ich schon über die sehr hohe Seroprävalenz bei Weisswedelhischen in USA berichtet, neu gibt es einen Bericht von Bibern in der Mongolei, die sich angesteckt hatten. Symptome waren gering und alle haben sich erholt. Die Problematik bei der Ansteckung weiterer Spezies ist v.a. die Gefahr, dass es zur weiteren Mutation des Virus kommt mit all ihren Folgen. Dass sich Menschenaffen anstecken können ist schon länger bekannt, neu wurde ein Gorilla in AtlantaUSA positiv getestet. Seit Mai 2021 gibt nun das OIE (World Organisation for Animal Health) monatlich ein Situation Report zu weltweiten SARS-CoV-2 Fällen bei Tieren heraus.
 

Update vom 15. August 2021

Fast alle Katzenarten wurden bisher infiziert mit SARS-CoV-2 und kürzlich auch ein Schneeleopard in San Diego Zoo. Nichtsdestotrotz bleiben unsere Hauskatzen, wenn auch angesteckt werden können, für die Übertragung auf den Menschen kaum von Bedeutung. Interessant ist aber, dass in den USA 33% der untersuchten Weisswedelhirsche. (Odocoileus virginianus) seropositiv waren. Dies ist eine sehr hohe Seroprävalenz wenn man bedenkt dass es sich hier um Wildtiere handelt die kaum Kontakt zu Menschen haben. Es besteht somit die Gefahr, dass das Virus in der Population direkt übertragen wird und sich ggf auch mutieren kann.
 

Update vom 15. Juli 2021

Währenddem sich in der Coronapandemie weltweit weiterhin täglich tausende von Personen anstecken und immer noch viele Leute sterben, reduzieren sich in der ersten Welt – dank der Impfung gegen das neue SARS-CoV-2 Virus – die Inzidenzzahlen drastisch. Noch wissen wir nicht woher das Virus gekommen ist – Untersuchungen in China durch ein internationales Expertenteam konnten keinen klaren Ursprung eruieren – aber es ist bekannt, dass sich eine Reihe von Spezies ausser dem Menschen damit anstecken können, allen voran Nerze, aber auch Katzen (inkl. Grosskatzen) und Hunde. Haustiere erkranken in der Regel nicht oder nur sehr milde, Grosskatzen können aber auch sterben. Vor wenigen Monaten wurde der erste Impfstoff gegen das neue Coronavirus in Russland. freigegeben und vor wenigen Tagen wurden erstmals im Oakland Zoo in der San Francisco Bay Area (USA) verschiedene Tierarten (Grosskatzen, Bären, Frettchen, Menschenaffen) mit einem speziell für Tiere entwickelten Coronavirusimpfstoff geimpft. Diese Impfungen sind nicht nur, um Tiere in direktem Kontakt mit Menschen vor der Krankheit zu schützen, sondern auch um zu verhindern, dass das Virus eine Nische findet, in der es sich weiterentwickelt kann und neue Varianten entstehen. Die Pharmafima Zoetis hat die Impfstoffe gespendet und plant weltweit weitere 11‘000 Impfdosen für Zootiere zur Verfügung zu stellen.
 

Update vom 14. Mai 2021

Das Thema Corona ist zwar weiterhin in allen Nachrichten aber im Bereich Tiermedizin hat sich nicht viel Neues ereignet. Wieder sind einige Grosskatzen (8 Löwen) RT-PCR positiv getestet worden, diesmal in einem Zoo in Indien. Zusätzlich wurde das erste Mal ein Otter positiv getestet, diesmal in einem Aquarium in Atlanta. Es gibt 7 verschiedene Gattungen von Otter (Lutrinae) und diese sind eine amphibisch lebende Unterfamilie der Marder (Mustelidae). Zu den Mustelidae gehören auch die Nerze und Frettchen, die sich bekanntlich einfach mit SARS-CoV-2 anstecken können.

Zwischenzeitlich werden auch mehr und mehr Manuskripte veröffentlicht zu Hunden und Katzen, die entweder SARS-CoV-2 PCR-positiv sind oder serokonventiert haben (oder beides). Ich möchte hier nur einige verlinken, denn die Informationen sind meist dieselben. Die Tiere leben in Haushalten mit COVID-19 positiven Menschen oder hatten Kontakt zu infizierten Nerzen. Studie 1: BrasilienStudie 2: USA; Studie 3: Holland . Ab und zu werden auch Fallberichte von SARS-CoV-2 positiven, erkrankten Tieren zur Veröffentlichung eingereicht, z.B. ein immunsupprimierter Hund mit Darmbeschwerden oder ein Hund mit Severe acute Respiratory Distress (SARS) Syndrom. Inwieweit das positive Coronaresultat wirklich zum klinischen Geschehen beigetragen hat kann leider nicht gesagt werden.


Update vom 16. April 2021:

Die erste spezielle für Tiere entwickelte SARS-CoV-2 Impfung  wurde in Russland unter dem Namen Carnivac-Cov zugelassen. Die Impfung wurde in Hunden, Katzen, Füchsen, Nerzen und Polarfüchsen getestet und soll eine 100% Serokonversion bewirken. Die russische Armee will alle Hunde, die im Mai an Gedenkfeiern zum Ende des 2. Weltkrieges im Ausland teilnehmen vorgängig impfen. Auch China hat eine Impfung für Nerze entwickelt, die vor einer SARS-Co-2 Übertragung schützt. Diese Impfstoffe sind aber weder in Deutschland noch der Schweiz zugelassen und in beiden Länder liegt die Priorität für Impfungen gegen SARS-CoV-2 momentan beim Menschen

Zwischenzeitlich sind SARS-CoV-2 Virusvarianten, z.B. die Variante B.1.1.7 aus England, auch bei Tieren gefunden worden. Nebst einem Hund und einer Katze in Texas wurden auch in England Hunde mit der Variante diagnostiziert. Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn die Variante nimmt in vielen Ländern überhand und so werden Haustiere, die empfänglich sind, sich auch mit der Variante infizieren können. Es ist noch zu früh zu sagen, ob diese Virusvariante bei Hunden eine Myokarditis auslösen kann, wie in einer Vorveröffentlichung berichtet wird, denn Ursache und Wirkung sind nicht bewiesen. Auch die Aussage „Moreover, given the enhanced infectivity and transmissibility of B.1.1.7 variant for humans, these findings also highlights more than ever the risk that companion animals may potentially play a significant role in SARS-CoV-2 outbreak dynamics than previously appreciated” kann aktuell so nicht bestätigt werden, denn weiterhin ist COVID-19 eine Mensch-zu-Mensch übertragene Erkrankung und unsere Haustiere spielen nur eine ganz untergeordnete Rolle.
 

Update vom 29. Januar 2021:

Hunde & Katzen

Die Coronavirus Pandemie mit SARS-CoV-2 ist jetzt fast genau ein Jahr alt und zwischenzeitlich haben sich über 100 Millionen Menschen infiziert und mehr als 2,2 Millionen sind an oder mit Covid-19 gestorben (29.1.2021). Wie sieht die Situation bei Tieren aus? Es ist hinlänglich bekannt, dass sich Katzen und Hunde mit dem Virus anstecken können und einige zeigen auch milde Symptome. Der Nachweis erfolgte bisher nur mittels PCR und nicht mittels Antigen-Schnelltests und viele Hunde und Katzen serokonvertieren. Eine Ansteckung von Katzen auf andere Katzen ist zwar möglich – von dort geht das Virus aber nicht weiter. Andere Ansteckungen – auch auf den Menschen – sind bisher nie beobachtet worden. Einzelne Berichte von natürlich-infizierten Hunde und Katzen gibt es aus vielen Ländern, u.a. China, USA, Südkorea, Japan, Belgien, Frankreich, Deutschland und Russland. Es ist zu erwarten, dass überall, wo COVID-19 positive Menschen eng mit ihren Haustieren leben, selten auch eine Infektion dieser stattfinden kann – wie gesagt als Dead-End, also ohne Weiterinfektion.

Nerz

Anders sieht die Situation beim Nerz aus. Während aus China, aktuell dem größten Nerzfellproduzenten weltweit, keine Informationen bezüglich einer Coronainfektion in den Nerzfarmen an die OIE (Welttiergesundheits­organisation) mitgeteilt wird, ist bekannt, dass Nerze sonst weltweit in großen Massen angesteckt wurden – Dänemark, Niederlande, Spanien, Italien, Schweden, Griechenland, Polen, Litauen und USA berichten von z.T. riesigen Ausbrüchen. In Niederlande wurden bis Ende 2020 alle Nerze getötet und seit dem 8.1.2021 ist das Halten von Nerzen komplett verboten. Auch Dänemark hat schon Millionen von Nerzen gekeult ebenso wie in anderen Staaten. Der Nerz wird aktuell als gutes Tiermodell zur Untersuchung von Medikamenten und Impfungen vorgeschlagen.

Nutztiere

Nutztiere sind auch weiterhin im Pandemiegeschehen nicht von Bedeutung. Infektionsversuche mit Rindern, Schafen, Schweinen, Hühnern, Enten und Puten (Truthahn) konnte zwar bei wenigen Ferkeln und Kälbern eine geringe Virusreplikation und Serokonversion aufzeigen, aber keinen Hinweis auf Erkrankung oder genügend Viren um infektiös zu sein.

Wildtiere

Wildtiere – ob in freier Wildbahn oder im Zoo – sind nur wenig untersucht. Bekannt ist, dass sich Großkatzen anstecken können, so gesehen bei Tiger und Löwen im Bronx Zoo (USA), Puma in Pretoria (Südafrika), Tiger in Knoxville (USA), Schneeleopard in Louisville (USA), wilde Tiger in Naturreservat in Indien, Tiger in Barcelona sowie Tiger und Löwen in Schweden. Während einige der Großkatzen nur milde Symptome hatten, sind zwei der Tiger (Indien, Schweden) gestorben bzw. wurden euthanasiert. Zusätzlich ist kürzlich bekannt geworden, daß im San Diego Zoo (USA) die Gorilla-Familie Corona-positiv war (Kot-PCR), wobei einige Tiere milde Symptome und ein älterer Silberrücken eine Lungenentzündung hatte. Dass sich nebst dem Menschen auch andere Primaten und Altweltaffen (Catarrhini) anstecken können, war aufgrund des praktisch identischen Rezeptors schon lange klar und konnte auch bei experimentellen Infektionen an Makaken gesehen werden. Es ist nun zu hoffen, dass sich nicht weitere in Gefangenschaft oder freier Wildbahn befindliche Wildtiere anstecken und erkranken.
 

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Update vom 27. Oktober 2020:

Nerze bleiben die am empfänglichste Spezies nach dem Menschen für SARS-CoV-2. In Holland sind zwischenzeitlich 67 von 110 Nerzfarmen betroffen und alle Tiere (440.000 Muttertiere und 2,2 Millionen Jungtiere) wurden vergast. Weshalb so viele Nerze sich anstecken bleibt ein Rätsel, denn trotz zwischenzeitlich viel besseren Hygienemaßnahmen und einem kompletten Stopp von Zugängen für Menschen werden weiterhin Nerze in anderen Farmen infiziert. Das holländische Parlament hat deshalb beschlossen, den ursprünglich geplanten Ausstieg aus der Nerzfellindustrie von 2024 auf Frühling 2021 vorzuverlegen. Auch in Dänemark ist die Nerzfarmindustrie stark betroffen, noch sind aber weniger Tiere betroffen. Zusammengefasst ist aber der Nerz hochempfänglich – auch wenn viele Tiere keine Symptome haben.

Katzen sind vermutlich die nächst-empfängliche Spezies. In den USA wurden bis zum 14. Oktober 31 Katzen positiv getestet (18x PCR, 13x Antikörper) und auch elf Farmkatzen auf den oben erwähnen Nerzfarmen waren positiv. Andererseits waren 57 Katzen in Italien aus Haushalten mit COVID-19 positiven Menschen PCR negativ. Eine Studie aus Hong Kong aus der Frühlingszeit konnte bei 6 von 50 (12%) untersuchten Katzen aus Haushalten mit COVID-19 Patienten das Virus mittels PCR nachweisen. Viele Katzen scheinen auch zu serokonvertieren. So haben in einer vor-veröffentlichten Studie aus Frankreich, je nachdem was als positiv betrachtet wurde, 8 (24%) bis 20 (59%) von 34 Katzen einen positiven Serotiter. Und die schon früher bekannte Information, dass sich Katzen auch gegenseitig anstecken können, ohne krank zu werden, wurde in einer anderen Studieebenfalls bestätigt. Kurz, Katzen sind empfänglich meist ohne krank zu werden und können andere Katzen, aber höchstwahrscheinlich keine Menschen anstecken. Die Übertragung erfolgt vermutlich immer im Haushalt eines COVID-19 Patienten und somit sollten Katzen in Quarantänehaushalten genauso in Quarantäne sein – also nicht nach draußen lassen und kein Kontakt im gleichen Haushalt mit Corona-negativen Menschen.

Hunde können ebenfalls SARS-CoV-2 positiv sein und serokonvertieren, wie zwei experimentelle Studien gezeigt haben (a, b). Seit Beginn der Pandemie wurde in den USA bei 23 Hunden (11x PCR, 12x Antikörper) bis zum 14. Oktober eine Ansteckung gesehen. Keine hohe Zahl in Anbetracht der Hundepopulation in den USA, aber es ist unklar wieviele Tiere getestet wurden. Die Übertragung von Menschen auf Hunde scheint weniger gut zu funktionieren als bei Katzen, war doch keiner der Hunde positiv in drei Studien, bei denen Hunde (n=64, 12, 18), die mit COVID-19 infizierten Menschen zusammen leben, untersucht wurden (c, d, e). Die Seroprävalenz ist bei Hunden mit 14% (7 Haushalte mit und 133 Haushalte ohne COVID-19 Patienten) und 15% (2 & 22 Haushalte) klar niedriger als bei Katzen – aber wie gut die Antikörpertests bei Tieren funktionieren ist weiterhin nicht klar. Schlussendlich ist unklar ob Hunde an SARS-CoV-2 wirklich erkranken, es gibt dafür keine überzeugenden Hinweise und auch eine Übertragung an andere Spezies (Mensch, Katze) konnte bisher nicht nachgewiesen, aber auch nicht verneint werden.

Zusammengefasst sind Tiere, mit Ausnahme von Nerzen, kaum als Infektionsquelle anzusehen und das Virus bleibt ein Menschenvirus. Nichtsdestotrotz sind gute Hygiene und etwas Menschenverstand wichtig und dann wird die Gefahr sich an Hunden oder Katzen anzustecken praktisch null.
 

Update vom 18. September 2020:

Neuigkeiten zum Virus im Zusammenhang mit der Tiermedizin werden nicht mehr täglich veröffentlicht, aber letztlich spielen viele aktuelle Themen hier mit rein. Der Nerz ist mit Abstand die am häufigsten betroffene Tierart mit > 50 der 120 Nerzfarmen in Holland positiv und ausgemerzt. Positive Nerzfarmen wurden auch in Spanien, Dänemark und USA gemeldet – interessanterweise meldet China, einer der wichtigste Nerzfellproduzenten weltweit, keinen einzigen positiven Fall. Hunde und Katzen sind weiterhin kaum positiv, auch wenn in den USA im August 3 Hunde und 4 Katzen PCR-positiv gemeldet wurden (keine näheren Angaben zu diesen Tieren). Inwieweit eine Impfung für den Menschen wann, für wen, wie sicher und wie wirkungsvoll zur Verfügung steht bleibt offen – das Problem des Antibody Dependent Enhancement (ADE) ist uns Tierärzten bei Katzen mit FIP und Impfung nur zu gut bekannt.

Risikoabschätzung Corona

In den letzten Wochen und Monaten wurde immer mehr bekannt, dass Corona nicht nur eine Tröpfcheninfektion ist (Übertragung beim Niesen, Husten) sondern auch als Aerosol übertragen werden kann. Aerosole werden beim Atmen, Sprechen oder Singen abgegeben und bleiben, im Gegensatz zu Tröpfchen, viel länger in der Luft und potentiell infektiös. Schon lange vor SARS-CoV-2 wurde viel zur Übertragung von Infektionserregern via Aerosol publiziert (siehe Beggs; siehe Myatt).

Untersuchungen haben eine gute Korrelation zwischen der Menge an CO2 und Aerosolen in der Luft aufgezeigt und es besteht nun die Idee, dass durch die Messung von CO2 (das ja beim Atmen, Sprechen und Singen von jedem Menschen abgegeben wird) das Aerosolrisiko abgeschätzt werden kann – mit der Möglichkeit, zu Lüften wenn die CO2-Konzentration zu hoch ist. Diese Messung wird in vielen Schulen und Universitäten zur Risikoabschätzung propagiert. CO2-Messgeräte (auch transportable) können recht günstig (100-200€) gekauft werden. Man darf aber nicht vergessen, dass die CO2-Konzentration in einem Raum ungleich verteilt ist und man sich gut überlegen muss, wo gemessen wird. In der Nähe von Fenster und Türen wird die Konzentration niedriger sein und es wird später gelüftet, als wenn die Messung weiter davon entfernt erfolgt.

Wie gut die Messgeräte wirklich messen ist schwierig zu beurteilen. Leider hängt natürlich gerade von diesen Zahlen viel ab – und wie wir alle wissen „wer misst, misst Mist“. Ob teurere Geräte wirklich besser sind als günstige sei dahin gestellt, denn wie will man das kontrollieren (ausser man hat mehrere Geräte die nebeneinander messen). Selbstverständlich kommt es nicht auf 1 oder 10 ppm CO2 in der Raumluft an, aber falls Unterschiede von 100 ppm auftreten, macht das schon was aus. Wenn die Behörden also ein Konzept verlangen, wann ein Raum nicht mehr betreten werden darf und gelüftet werden muss, würde sich so eine Messung anbieten.

Einfacher und günstiger hat die deutsche gesetzliche Unfallversicherung eine interessante APP entwickelt um die CO2 Konzentration in einem Raum anhand der Anzahl Personen und Raumgröße zu schätzen und wann wieder gelüftet werden muss. Die App ist gratis und kann einfach installiert werden – damit hat man einen Richtwert nach welchem abgeschätzt werden kann, wie oft ein bestimmter Raum gelüftet werden sollte. Bei 3 Personen (Individuen) in einem 14m² großen Raum der 2,5m hoch ist muss nach 17 Minuten das erste Mal gelüftet werden, um die CO2-Konzentration unter 1000ppm zu halten.

Mit etwas spielen sieht man schnell, dass auch ohne CO2-Messung ein Stoß lüften alle 15-30 Minuten angezeigt ist – im Frühling und Herbst für ca. 5 Minuten, im Winter für ca. 3 Minuten. Und Stoß lüften heißt ALLE Fenster 🏠 komplett öffnen, ebenso wie die Türen (Quellen: Umwelt-Campus; SWR-Fernsehen)

 

Update vom 14. August 2020:

Es ist seit dem letzten Bericht in Bezug auf Corona und Tiermedizin nicht sehr viel passiert. Es werden in den USA ab und zu positive Hunde oder Katzen gefunden – das United States Department of Agriculture fasst auf deren Website die SARS-CoV-2 bestätigen Fälle zusammen. Gesamthaft sind vom 4. April bis 3. August mittels PCR 7 Katzen und 6 Hunde sowie mittels Antikörper 4 Katzen und 8 Hunde positiv getestet worden. Keine große Zahl, wenn man bedenkt, dass in den USA alleine bis heute fast 5 Millionen positiv getestete Menschen gemeldet wurden. Nichtsdestotrotz bleiben die Empfehlungen an alle Covid-19 positiven Patienten bestehen, möglichst Kontakt mit den Haustieren zu vermeiden, solange man Virusausscheider ist.

Inwieweit Hunde tatsächlich COVID-19 Patienten erschnüffeln können ist unklar. Mehrere Arbeitsgruppen arbeiten daran (s. auch Corona-Update vom 6. Juli) und kürzlich ist eine Studie einer deutschen Arbeitsgruppe dazu erschienen. 8 Hunde hatten ein 94% korrektes Schnüffelergebnis in einem Laborexperiment (1012 Schüffeltests, 157 korrekt positiv, 30 falsch positiv, 792 korrekt negativ und 33 falsch negativ). Das klingt zwar vorerst sehr gut, aber wo wird eine Situation existieren, bei der 18% der Personen an COVID-19 erkrankt sind. Es ist viel mehr anzunehmen, dass <1% mit COVID-19 krank sind (nicht SARS-CoV-2 positiv, denn das Virus verströmt keinen Geruch, es sind die Erkrankten, die einen Geruch verströmen) und dann wird vermutlich die Rate der falsch-erschnüffelten Personen anders aussehen. Es ist also noch völlig unklar ob wir plötzlich vor Fußballstadion und Schulen Corona-Schnüffelhunde haben werden. Und wie groß wäre die Gefahr für diese Hunde, und dann ultimativ für die Tierärzteschaft?
 

Update vom 21. Juli 2020:

Zu behaupten, das Coronavirus sei nicht mehr wichtig, wäre schlichtweg gelogen. Die Infektionszahlen steigen weltweit und die Maßnahmen zur Vermeidung einer Ansteckung sind weiterhin enorm wichtig.

Im Bereich Tiermedizin ist jedoch wenig Neues in den letzten vier Wochen bekannt geworden. In den USA (Texas) ist ein infizierter Hund veröffentlicht worden. Viel wichtiger ist ein kürzlich erschienenes Paper, das zeigt, dass diese Spezies für die Pandemie vermutlich keine Rolle spielt. Wichtiger sind da Nerze – wie schon früher erwähnt sind Nerze für SARS-CoV-2 hoch empfänglich und in Holland sind ca. 20% aller Nerzfarmen (es gibt dort 127 Nerzfarmen mit 2,32 Mio. Nerzen) infiziert. Alle Tiere auf den 23 betroffenen Farmen wurden zwischenzeitlich getötet!

Interessant ist zudem die Infektiosität von SARS-CoV-2. Lange wurde gesagt (s. auch frühere Informationen zu Corona), dass Viren lange (bis zu sieben Tage) auf gewissen Objekten infektiös bleiben. Ein interessantes Editorial im Lancet fasst alle Daten dazu zusammen und zeigt, dass oft exorbitant hohe Mengen an Virus in den Studien benutzt wurden und wenn ein „natürlicher“ Virus-Load (was man so aushustet) angenommen wird, dann ist eine Übertragungswahrscheinlichkeit via unbelebte Objekte (Türklinken, Telefonhörer, EC-Karten-Terminals, etc.) vernachlässigbar gering.

Auch interessant ist eine (noch nicht peer-reviewed) Studie zur Konzentration an neutralisierenden Antikörpern bei mit COVID-19 infizierten Personen nach deren Heilung. Zwar hatten Personen mit schlimmerer Erkrankung einen höheren Titer, aber bei vielen sinkt der Titer zwischen 60 und 94 Tagen nach Gesundung auf sehr tiefe bis nicht messbare Werte. Die Autoren schreiben: „This study has important implications when considering widespread serological testing, Antibody protection against re-infection with SARS-CoV-2 and the durability of vaccine protection“.

Speziell der letzte Punkt scheint sehr wichtig – alle warten auf eine Impfung, aber ob diese kommt, welche Nebenwirkungen sie haben wird und vor allem wie lange und gut sie gegen eine Infektion schützt ist absolut unklar. Wir unterstützen daher die offizielle Corona-App. Es ist zu hoffen, dass alle zwischenzeitlich diese auf ihrem Smartphone installiert und aktiviert haben.
 

Update vom 17. Juni 2020:

Nachdem die Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner gestern ankündigte, dass es für Tiere eine Meldepflicht bei einer Coronavirusinfektion mit SARS-CoV-2 geben soll, dazu ein paar wichtige Informationen.

SARS-CoV-2 ist schon länger eine meldepflichtige Erkrankung beim Menschen und in anderen EU Staaten auch beim Tier. Somit war zu erwarten, dass diese Meldepflicht auch in Deutschland kommen wird. Ein Update zu SARS-CoV-2 und Tiere wurde kürzlich vom OIE (World Organisation of Animal Health) veröffentlicht.

Die Infektionsrate von Hunden (aktuell 3 Hunde weltweit bekannt) und Katzen (aktuell weltweit weniger als 20 bekannt) – siehe dazu auch die Updates – ist weiterhin sehr gering, wenn man bedenkt, dass > 7,9 Millionen Menschen bisher angesteckt wurden. Zudem gibt es bisher keine bewiesenen Fälle einer Übertragung des Virus vom Haustier auf den Menschen. In Holland wird diskutiert, ob sich evtl. Arbeiter in einer Nerzfarm – in der zwischenzeitlich alle Nerze gekeult wurden – angesteckt haben könnten. Bewiesen ist das nicht. Auch in Dänemark – dem grössten Produzenten weltweit für Nerzfelle – ist in einer Nerzfarm mit 11’000 Tieren SARS-CoV-2 nachgewiesen worden und alle Tiere sollen gekeult werden. Außer den Tigern in Bronx Zoo sind sonst aktuell keine Tiere natürlich infiziert mit SARS-CoV-2 positiv gemeldet.

Neben dem im SARS-CoV-2 News vom 22. April beschrieben pre-view Paper zum Risiko, welche Tierarten sich mit dem nenen Coronavirus infizieren könnten (anhand des wichtigsten Rezeptors Angiotensin Converting Enzyme 2 [ACE2]) ist eben ein neues ähnliches pre-view Paper erschienen, welches zeigt, dass Katzen am empfänglichsten sind aber ggf. Schweine bei einer Mutation des Virus auch empfänglich werden könnten. Andere Tierarzten inkl. Hunde oder andere Nutztiere sind aufgrund eines Fehlens der entsprechenden Rezeptoren kaum empfänglich.

IVC Evidensia Intern haben wir lange über das Testen von Haustieren auf SARS-CoV-2 in der Praxis diskutiert und die ausgesprochene Empfehlung vom 22. April „SARS-CoV-2 bei Haustieren testen, ja oder nein?“ gilt weiterhin. Wir empfehlen derzeit weiterhin dringend diesen Test bei unseren Patienten NICHT durchzuführen. Hier wird auch erklärt, was zu tun ist wenn im absolut unerwarteten Fall doch getestet wurde und das Resultat positiv zurück kommt.
 

Update vom 06. Juni 2020:

Neue Informationen zu SARS-CoV-2 und Haustieren werden weiterhin veröffentlicht, aber nicht mehr so rasant wie im April und Mai. Deshalb ist diese sechste Information zu Coronavirus und Tiermedizin erst nach 3 Wochen erschienen.

Seit dem letzten Update sind 2 weitere Katzen, eine in Russland und eine in USA (Minnesota) positiv auf SARS-CoV-2 veröffentlicht worden. Somit sind bis heute bekannterweise 12 natürlich infizierte Katzen weltweit bekannt. Es ist davon auszugehen, dass eine Reihe weiterer Katzen ohne Symptome oder ohne Untersuchung existieren, nichtsdestotrotz ist die sehr geringe Anzahl positiver Katzen weiterhin klar ein Hinweis, dass es sich nicht um eine Zoonose handelt. Auch weiterhin gibt es keine Daten, dass je ein Mensch von einer Katze infiziert wurde. Ein Vorabdruck einer Übertragungsstudie bei Katzen bestätigt, was auch schon im NEJM berichtet wurde. Katzen können andere Katzen anstecken und somit das Virus weitergeben, sie produzieren auch neutralisierende Antikörper. Eine Zweitinfektion führt aber nicht zu einer weiteren Übertragung. Auch in dieser experimentellen Studie (7 Katzen) hatte kein Tier klinische Symptome.

Zwischenzeitlich ist ein weiterer Hund positiv mittels PCR auf das SARS-CoV-2 getestet worden – dieser Hund hatte respiratorische Symptome. Der Hund kommt aus den USA aus einer Familie mit COVID-19 Patienten. Ein zweiter Hund in der gleichen Familie hat zwar Antikörper, ist aber PCR-negativ. In der eben erwähnten Übertragungsstudie konnte bei drei experimentell infizierten Hunden keine aktive Virusausscheidung und auch keine Serokonversion gefunden werden. Hunde scheinen somit weiterhin recht resistent zu sein (gesamthaft bis heute drei positive Hunde weltweit).

Wenn wir bei Hunden sind, ein Vorabdruck einer Proof-of-concept Studie konnte zeigen, dass Hunde ggf. in Zukunft COVID-19 positive Personen erschnüffeln können bevor diese krank sind. Eine interessante Möglichkeit, wenn das ggf. mal funktionieren wird (gibt es schon als Kolonkarzinomschnüffelhunde), um bei Einlasskontrollen zu unterstützen.

Zu den 4 früher erwähnten Nerzfarmen mit einer COVID-19 Infektion sind drei weitere Nerzfarmen hinzugekommen (an neun Standorten in Niederlande). Zwischenzeitlich sollen alle Nerze auf den erwähnten Farmen ausgemerzt werden. Ob Nerze aus Holland innerhalb Europa transportiert wurden ist unklar, da dafür keine Bewilligung benötigt wird. Somit bleibt der Nerz ggf. ein Reservoir für SARS-CoV-2 nebst dem Menschen.

Ein PCR Test auf SARS-CoV-2 bei Haustieren ist weiterhin bei einigen Labors in Deutschland und der Schweiz erhältlich. Gemäß aktueller Auskunft von Idexx war kein in Europa durchgeführter Test bisher positiv – siehe dazu auch das entsprechende Webinar. Im Allgemeinen gelten aber weiterhin die Aussagen vom 22. April zu „SARS-CoV-2 bei Haustieren testen, ja oder nein?“, nämlich dass wir derzeit dringend raten diesen Test bei unseren Patienten NICHT durchzuführen.

Am Schluss darf nicht vergessen werden, dass es punkto Infektionserkrankungen nicht nur Coronaviren gibt und vor wenigen Tagen ist in Kanada ein neuesChapparvovirus bei einem Ausbruch von Katzen mit Durchfall und Erbrechen gefunden worden. Die Katzen hatten auch ein Bocavirus (gehört zu dem Parvoviren), aber waren für alle anderen getesteten Ursachen negativ. Inwieweit dieses neue Virus (wurde schlussendlich Fechavirus genannt) für die Katzenpopulation wichtig ist, kann aktuell noch nicht gesagt werden, aber bei einer Häufung ähnlicher klinischer Anzeichen in einer Katzenkolonie (z.B. Tierheim) muss eine infektiöse Ursache immer in Betracht gezogen werden.
 

Update vom 19. Mai 2020:

Seit dem Ausbruch der SARS-CoV-2 Pandemie sind nur wenige Monate vergangen und obschon wir noch sehr wenig über die Erkrankung COVID-19 wissen, haben wir schon viel gelernt und täglich mehrt sich das Wissen.

Eine sehr interessante Studie aus England untersuchte für ganz unterschiedliche Berufsgattungen das Risiko an einer Infektionserkrankung (und das ist COVID-19) zu erkranken aus der Information, wie nahe man mit anderen Menschen zusammen arbeitet und wie oft man mit Krankheiten zu tun hat. So sind Künstler (Maler, Musiker, etc.) meist weit von anderen Menschen weg und haben kaum bis nie mit Krankheiten zu tun. Nicht verwunderlich sind Krankenschwestern, Ärzte und insbesondere Zahnarzthelferinnen am anderen Ende des Spektrums. Interessant ist zu sehen, wo Tierärzte und TMFA/TPA stehen.

Zusammenfassung zu SARS-CoV-2 bei Katzen: insgesamt weniger als 20 Katzen mit natürlicher Infektion sind bisher bekannt. Daten von zwei Katzen aus Hong Kong, eine aus Belgien, zwei aus den USA (New York), zwei aus Frankreich (Paris und Bordeaux), eine aus Spanien (Barcelona), drei aus Holland (Nordbrabant) und neu eine aus Deutschland (Oberpfalz) wurden veröffentlicht (s. auch frühere Corona-Neuigkeiten hier im Intranet). Die deutsche Katze ist aus einem Seniorenheim in welchem ein COVID-19 Ausbruch stattfand und der Besitzer ist an der Infektion gestorben. Zwei andere Katzen im gleichen Heim testeten negativ und keine zeigte Symptome. Die drei Katzen aus Holland kamen von einer mit SARS-CoV-2 infizierten Nerzfarm (s. unten) und waren seropositiv aber PCR-negativ – unklar ist ob sie durch Menschen oder Nerze angesteckt wurden. Auch unklar ist, wie gut der serologische Test bei Katzen ist und ob ggf. die Resultate falsch positive waren.

Zusätzlich ist ein Tiger aus dem Bronx Zoo PCR-positiv getestet worden. Dass Katzen serokonvertieren ist schon länger aus China bekannt und neu wurde im New England Journal of Medicine (!) gezeigt, dass Katzen sich gegenseitig anstecken können. Drei experimentell infizierte Katzen wurden individuell gehalten und am nächsten Tag wurden zu jeder Katze je eine nicht-infizierte Katze dazugesetzt. Bei allen konnte SARS-CoV-2 im Tupfer nachgewiesen werden und alle Katzen serokonvertierten aber keine zeigte Symptome. Somit können sich Katzen am neuen Coronavirus anstecken und es an andere Katzen weitergeben, ohne klinisch zu erkranken. Ob eine aktive Übertragung auch auf den Menschen möglich ist bleibt weiterhin unklar, aber wenn möglich ist die Wahrscheinlichkeit sehr sehr gering.

Zusammenfassung zu SARS-CoV-2 bei Hunden: Gesamthaft sind bisher 2 Hunde mit natürlicher Infektion bekannt, beide aus Hong Kong. Die Informationen dazu sind nun im Nature veröffentlicht. Dazu gibt es nichts neues als die bisher veröffentlichten Corona-Neuigkeiten. Neu ist ein serokonvertierter Hund in Holland beschrieben worden. Was zur Genauigkeit eines serologischen Tests bei Katzen oben steht gilt natürlich genau so für Hunde.

Zusammenfassung SARS-CoV-2 bei anderen Tieren: mittlerweile sind in Holland vier Nerzfarmen betroffen. Die meisten Tiere sind asymptomatisch, aber einige haben schwere respiratorische Symptome. Es muss davon ausgegangen werden, dass die Infektion zwischenzeitlich von Nerz zu Nerz übertragen wurde. Eine ähnliche Übertragung wurde auch bei Frettchen gefunden, Frettchen und Nerze sind nahe miteinander verwandt. Interessant ist, dass aus China, den weltweit grössten Nerzfellproduzenten, keine positiven SARS-CoV-2 Berichte existieren.

Update vom 05. Mai 2020

Am 26. April wurden in Holland in zwei Nerzfarmen (total ca 20.000 Tiere!) SARS-CoV-2 bei den Tieren nachgewiesen. Die Tiere wurden vermutlich durch infizierte Mitarbeiter angesteckt, einige zeigten Krankheitsanzeichen (Atmungstrakt, Durchfall) aber es ist unklar ob ggf. auch eine Übertragung Tier auf Tier stattfand. Interessant ist, dass der Nerz (Mustale lutreaola) angeblich nur ein sehr niedriges Risiko einer Ansteckung aufgrund einer Untersuchungen des Rezeptors mit dem Virus haben soll – evtl. ist diese Veröffentlichung in pre-preview Prozess doch nicht so korrekt.

Ein Editorial aus Italien in Molecular Medicine Reports spekuliert, dass der sehr Prozentsatz an COVID-19 Patienten in Norditalien darauf zurückzuführen sein könnte, dass es viel mehr Hundebesitzer gibt als an anderen Orten und diese sich während der Ausgangssperre gegenseitig angesteckt hätten, als sie mit Hunden spazieren gingen. Es gibt dafür absolut keine zitierbaren Daten sondern nur Hypothesen – wie einfach es ist in diesen Zeiten was zu veröffentlichen!

Am 27. April ist der erste positive SARS.CoV-2 Hund in den USA getestet worden in einer Familie mit 3 positiven COVID-19 Personen. Die zwei Katzen und ein anderer Hund wurden negativ getestet (alles im Rahmen einer Studie beim Menschen).

Schlussendlich wurde zu den bekannten positiven Katzen neu eine Katze positiv in Paris getestet – und zwar aus Rektalproben, während die Proben aus dem Atmungstrakt negativ waren.
 

Update vom 22. April 2020:

Am 20. April wurden zwei weitere Katzen in New York (zu den bisher bekannten 2 Katzen aus Hong Kong und aus Liege/Belgien) als SARS-CoV-2 positiv getestet. Beide hatten respiratorische Symptome, eine Katze war von einem Haushalt mit einen COVID-19 positiven Besitzer, bei der anderen Katze ist das nicht bekannt. Ändert das etwas am den aktuellen Empfehlungen: nein

Ein Update zum Tiger in Bronx-Zoo: zusätzlich wurden 3 weitere Tiger und 3 Löwen im gleichen Gehege mittels Kot-PCR positiv auf SARS-CoV-2 getestet, bis auf einen hatten alle milde respiratorische Symptome. Zwischenzeitlich sind alle gesund. Keine andere Wildkatze war symtomatisch oder positiv, diese sind aber auch in anderen Gehegen.

SARS-CoV-2 bei Haustieren testen, ja oder nein?

Verschiedene Veterinärlabore offerieren neu SARS-CoV-2 PCR-Tests für Haustiere. Die Spezialisten bei IVC Evidensia haben sorgfältig geprüft, wie sinnvoll dieser Test ist und empfehlen derzeit dringend diesen Test bei unseren Patienten NICHT durchzuführen. Die Begründung für diese Empfehlung, keine Corona-Tests durchzuführen, wird nachstehend ausführlicher beschrieben, kann jedoch wie folgt zusammengefasst werden:

  1. Die Genauigkeit der Tests, insbesondere der positive Vorhersagewert (positiv prädiktiver Wert) bei Kleintieren ist zu gering um das Resultat wissenschaftlich vernünftig interpretieren zu können.
  2. Die Konsequenzen bei einem positiven Resultat sind im Hinblick auf das Management des Patienten vernachlässigbar, können aber beim Besitzer zu starker Verunsicherung führen, schlimmstenfalls zur Euthanasie oder dem Aussetzen des Tieres.

Hintergrund

Die Covid-19-Pandemie ist ein Problem der öffentlichen Gesundheit und kein Problem der Haustiere. Der wichtigste Infektionsweg des Virus ist von Mensch zu Mensch. Derzeit besteht kein Hinweis, dass Haustiere eine Rolle bei der Verbreitung des Virus spielen.

Bis heute wurden weltweit mehr als zwei Millionen Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert. Trotzdem gibt es nur eine winzige Anzahl positiver Virustests bei Haustieren. Diese Haustiere wurden entweder experimentell mit hohen Virusdosen infiziert oder hatten Besitzer, die infiziert waren. Die Übertragung einer COVID-19 Infektion von Haustieren auf Menschen wurde bisher nicht beschrieben.

Welche Arten von Tests gibt es für SARS-CoV-2 bei Haustieren?

Seit kurzem werden PCR-Tests zum Nachweis von SARS-CoV-2 bei Haustieren kommerziell angeboten. Diese Tests erkennen die RNA des Virus, unterscheiden jedoch nicht zwischen Tieren, die mit dem Virus kontaminiert sind (passiver Träger) von Tieren, die tatsächlich mit dem Virus infiziert sind. Diese Tests zeigen auch nicht, ob das Tier infektiöse Viruspartikel ausscheidet und ob es für andere infektiös ist.

Derzeit gibt es kommerziell keine serologischen Bluttests zum Nachweis von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 bei Haustieren. Es gibt auch keine kommerziell erhältliche Viruskultur.

Die Labore, die den PCR-Test anbieten empfehlen, dass eine Tupferprobe aus den tiefen oberen Luftwegen (Nase oder Oropharynx) eingeschickt wird.

Wichtig ist zu wissen, dass die meisten Labore die Proben zusätzlich auf humane DNA untersuchen. Dies gewährleistet einerseits einen verantwortungsvollen Umgang (keine Proben von Menschen einsenden) und minimiert andererseits das Risiko einer kontaminierten Probe durch den Menschen.

Warum empfehlen wir aktuell KEINE Untersuchung auf SARS-CoV-2 bei Haustieren?

  1. Ein positives Resultat kann beim Tierbesitzer zu unnötiger Unsicherheit führen. Es kann v.a. nicht nachweisen, dass potentielle klinische Symptome des Tieres auf SARS-CoV-2 zurückzuführen sind. In Anbetracht der wahrscheinlich sehr geringen Prävalenz der Krankheit bei Haustieren wird auch bei einem hochspezifischen Test die falsch-positive Rate sehr hoch sein.
    1. Unter der Annahme einer Sensitivität von 80% (durch die schwierige Probenentnahme gibt es viele falsch negative Resultate) und einer Spezifität von 99,9% (PCR Tests, wenn korrekt durchgeführt, sind sehr sicher) wird der positive Vorhersagewert (positiver prädiktiver Wert) bei einer Krankheitsprävalenz von 0,0001% (es gibt nach heutigem Wissen praktisch keine positiven Haustiere) 7,4% betragen, d. h. 92,6% der positiven Ergebnisse sind falsch positiv!
  2. Haustiere mit respiratorischen Symptomen sollten hauptsächlich auf andere Ursachen als SARS-CoV-2 untersucht werden. Dies ist unabhängig davon, ob sie engen Kontakt zu einer Person mit einer COVID-19 Erkrankung hatten oder nicht.
  3. Für eine korrekt entnommene Tupferprobe aus den tiefen oberen Atemwegen ist eine Narkose erforderlich; dies kann ein Risiko für einen Patienten mit Atemwegserkrankungen darstellen.
  4. Bei einem positiven Testresultat können keine therapeutischen Maßnahmen vorgeschlagen werden, die über die allgemeinen Hygienehinweise hinausgehen. Ein positives Resultat könnte auch gravierende Konsequenzen wie Euthanasie oder Aussetzen des Tieres zur Folge haben.
  5. Haustiere spielen keine aktive Rolle bei der Verbreitung des Coronavirus. Gute Hygiene, häufiges Händewaschen und die bekannten Abstandsregeln (Social Distancing) sind immer noch der effektivste Weg, um die Übertragung einer Infektion zu verhindern.
  6. Eine Untersuchung auf SARS-CoV-2 bei Haustieren mag aus wissenschaftlicher Sicht interessant und wichtig sein, dies würde jedoch kontrollierte Studien einschließlich Histopathologie erfordern, um korrekte und aussagekräftige Schlussfolgerungen ziehen zu können. Ohne diesen Ansatz überwiegen die negativen Folgen bei unseren Haustieren.
  7. In der Humanmedizin besteht derzeit ein großer Bedarf an PCR Tests auf SARS-CoV-2. Daher müssen diese Tests für die Humanmedizin reserviert bleiben und ggf. sollten sogar kommerzielle Tiermedizinlabore humane Proben untersuchen, um die Kapazität der täglichen Tests steigern zu können. Dies bedeutet, dass die Ressourcen für Untersuchungen von Haustieren nicht ausreichend vorhanden sind.

 

Update vom 07. April 2020:

Was ist seit letzter Woche neu zu SARS-CoV-2 und Tieren bekannt geworden. Einerseits wurde im Zoo in New York ein Tiger positiv auf das Virus getestet [1]. Der Tiger zeiget husten und der Pfleger war Corona-positiv, aber symptomlos. Mehr wissen wird nicht. Wie der Tiger das Virus bekommen hat kann nicht gesagt werden, denn ein Kontakt zwischen Tiger und Pfleger ist nicht gleich eng wie zwischen Katzen und Besitzer. Und bisher sind nur zwei Katzen mit positiver PCR bekannt. In Anbetracht, dass weltweit > 1 Million Menschen SARS-CoV-2 positiv getestet wurden spricht das gegen eine Beteiligung von Katzen an der Pandemie.

Interessant ist jedoch eine – noch nicht peer-reviewed – Veröffentlichung zur Serokonversion bei Katzen in China in der Zeit von Januar bis März 2020 [2]. Von 102 Katzen bei denen Blut in Tierkliniken und -heimen entnommen wurde waren 15 positiv. Im Vergleich war keine Serumprobe positiv aus Blut, das im Frühling 2019 entnommen wurde (n=39). Keine Katze war PCR positiv. Wenige der Katzen mit Serokonversion kam von COVID-19 erkrankten Besitzern. Bei den meisten aber fehlen genaue Angaben, teils handelte es sich auch um Freigängertiere / Streuner. Die hohe Serokonversionsrate (14,7%) ist etwas ungewöhnlich. Dass eine Katze serokonvertiert im Haushalt eines COVID-19 Patienten ist zu erwarten, wenn die Katze für das Virus empfänglich ist – das hatte ich im letzten Schreiben schon gezeigt [3]. Verwunderlich ist die Serokonversion bei den anderen Katzen – aber da keine Angaben zu Besitzer oder anderen Personen gemacht werden kann hier nur spekuliert werden wie die Serokonversion entstand. Es braucht mehr Studien.

 

Update vom 15. März 2020:

Ist das neue Coronavirus eine Gefahr für Hunde und Katzen?

Aktuell ist die Antwort klar: nein. Bisher wurde in keinem Land mit vielen COVID-19 Infektionen eine SARS-CoV-2 Infektion bei Hunden und Katzen nachgewiesen. Experten gehen davon aus, dass ein zweiter Sprung zwischen Spezies (erst von Fledermaus auf den Menschen und als zweites auf andere Spezies) äußerst unwahrscheinlich ist. Das Wissen zu diesem Coronavirus nimmt jedoch täglich zu und wir müssen weiterhin die neusten wissenschaftlichen Daten lesen und beurteilen. Bei einem in Hong Kong positiv getesteten Hund hatte sich der Besitzer mit SARS-CoV-2 infiziert, ein Abstrich der Maul- und Nasenhöhle des Hundes wurde dann schwach positiv für das Virus getestet. Der Hund zeigte keine Krankheitssymptome. Man geht davon aus, dass das positive Resultat durch eine Kontamination der Schleimhaut des Hundes entstand. Wie erwähnt sind die bekannten Coronaviren von Hund und Katze stark unterscheidlich vom neuen SARS-CoV-2 und diese sind ihrerseits für den Menschen ohne Gefahr.

 

Kann mein Hund oder meine Katze das neue SARS-CoV-2 auf mich übertragen?

Das neue Coronavirus SARS-CoV-2 ist von Mensch-zu-Mensch übertragbar. Der Hauptübertragungsweg ist über Tröpfchen. Die Übertragung kann direkt von Mensch-zu-Mensch über die Schleimhäute geschehen oder auch indirekt über Hände, die dann mit Mund- oder Nasenschleimhaut oder der Augenbindehaut in Kontakt kommen. Eine Übertragung über unbelebte Oberflächen ist bisher nicht dokumentiert. Eine Infektion mit SARS-CoV-2 über Oberflächen, die nicht zur direkten Umgebung eines symptomatischen Patienten gehören, wie z.B. importierte Waren, Postsendungen oder Gepäck, erscheint daher unwahrscheinlich. Es gibt aktuell auch keine Hinweise, dass Haustiere eine Rolle bei der Übertragung von SARS-CoV-2 spielen. Nichtsdestotrotz sind beim Umgang mit Haustieren immer generelle Hygienemaßnahmen einzuhalten.

 

Muss ich den Kontakt mit meinem Hund oder meiner Katze vermeiden, wenn ich an COVID-19 erkrankt bin?

Es gibt aktuell keine Gründe, dass die Tiere nicht mehr versorgt werden können. Die schon erwähnten Hygienemaßnahmen müssen aber weiter eingehalten werden, sowie natürlich die Anweisungen der Gesundheitsbehörden.

 

Wenn bei mir der Verdacht einer SARS-CoV-2 Infektion besteht oder bereits eine gesicherte Diagnose vorliegt – muss ich was für meine Tiere tun?

Da COVID-19 bei einigen Personen zu einer sehr schweren Atemwegserkrankung führt ist es ratsam den Kontakt zu anderen Lebewesen, einschließlich ihren Haustieren, einzuschränken. Dies ist dadurch bedingt, dass Ihr Immunsystem in dieser Zeit extrem belastet ist.

Sollte Ihr Haustier während Ihrer eigenen Quarantänezeit erkranken und tierärztliche Hilfe benötigen, kontaktieren Sie telefonisch Ihren Haustierarzt und informieren sie ihn ausdrücklich über die Quarantänesituation. Die Gefahr einer Ansteckung mit COVID-19 für das Personal in der Tierarztpraxis über die mit Ihnen lebenden Haustier ist minimal, wenn dort mit den gebotenen Hygienemaßnahmen gearbeitet wird.

 

Was muss ich beachten, wenn ich Kontakt mit Tieren von COVID-19 erkrankten Personen habe?

Wie erwähnt wird SARS-CoV-2 von Mensch zu Mensch beim Niesen und Husten oder durch engen Kontakt übertragen. Viren können auch indirekt über Gegenständen übertragen werden. SARS-CoV-2 können auf Gegenständen – dazu gehören auch Haustiere – bei Raumtemperatur bis zu neun Tage lang infektiös bleiben können. Im Schnitt überleben sie zwischen vier und fünf Tagen. Kälte und hohe Luftfeuchtigkeit steigern ihre Lebensdauer. Daher ist es wichtig, bei Kontakt mit Tieren aus Haushalten mit an COVID-19 erkrankten Personen die empfohlenen Hygienemaßnahmen strikt einzuhalten.

 

Wie sieht es aus mit einer Impfung?

Die bekannten Coronavirus-Impfungen für Katzen (FIP-Impfung) oder Hunde schützen nicht gegen COVID-19. Eine SARS-CoV-2 Impfung ist aktuell nicht erhältlich.

 

Weitere Informationen:

www.bundesgesundheitsministerium.de/coronavirus

www.tierspital.uzh.ch/de